Wenn es darum geht, wie es um das Klima steht, dann kommt schnell der Weltklimarat (offizielle Bezeichnung: Intergovernmental Panel of Climate Change / IPCC; deutsch: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zur Sprache. Der Weltklimarat besitzt also besondere Autorität und seine Sachstandsberichte haben besonderes Gewicht. Wie lässt sich das erklären? Werfen wir einen Blick auf dessen Gründung, Aufgabe, Zusammensetzung, Organisation, Finanzierung und Verfahrensweise bei der Erstellung der Berichte.

Die Gründung des Weltklimarats

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hatten Forscher vermehrt Anzeichen festgestellt, dass sich die Atmosphäre erwärmt und dass Aktivitäten des Menschen eine Ursache dafür sein könnten. 1979 fand daher in Genf, dem Sitz der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die erste Weltklimakonferenz statt. Internationale Experten diskutierten über den Stand der Klimaforschung. Sie warnten vor einem massiven Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre und vor möglichen langfristigen Änderungen des globalen Klimas durch menschliche Aktivitäten. In Folge der Konferenz wurde das Weltklimaprogramm (WCP) gegründet, welches bei der Weltorganisation für Meteorologie angesiedelt ist.i

Einen weiteren Meilenstein der Klimadebatte stellte die Klimakonferenz dar, die 1985 im österreichischen Villach stattfand. Abseits vom Presserummel diskutierten 89 anerkannte Klimaforscher aus aller Welt die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. In einer abschließenden Erklärung kamen die Konferenzteilnehmer zu folgenden Schlussfolgerungen: 1. Es wird erwartet, dass die zunehmenden Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu einer wesentlichen Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten führen werden. 2. Die Höhe der Erwärmung kann von der Politik stark beeinflusst werden. Die Konferenzteilnehmer empfahlen die Berücksichtigung der Schlussfolgerungen seitens der Umwelt-, Sozial-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik. Außerdem wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Bevölkerung zu informieren.ii

Die Ergebnisse der Villacher Klimakonferenz bewegten die Weltorganisation für Meteorologie und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), den Weltklimarat zu gründen. Beide Organisationen haben zumindest teilweise einen politischen Hintergrund. Daher wird dem Weltklimarat verschiedentlich vorgeworfen, eine politische Organisation zu sein, deren Zweck es sei, „Klimaalarm“ zu betreiben..iii Tatsächlich ist der Weltklimarat aber seinem Wesen nach ein Zusammenschluss von Klimawissenschaftlern aus aller Welt. Auch wenn die Berichte des Weltklimarats zum politischen Gebrauch gedacht sind, sind sie weniger politisch als wissenschaftlich. Und auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht der „Klimaalarm“.iv

Die Aufgabe des Weltklimarats

Die Aufgabe des Weltklimarats ist laut der deutschen Koordinierungsstelle des Weltklimarats die regelmäßige Zusammenfassung des Stands der Forschung zum Klimawandel als Grundlage für politische Entscheidungen. Die Hauptberichte des Weltklimarats erscheinen alle sechs Jahre (bisher: 1990, 1995, 2001, 2007, 2014, 2021), ergänzt durch zusätzliche Sonderberichte zu Spezialthemen. Der Weltklimarat schlägt keine konkreten Lösungswege vor und gibt auch keine konkreten Handlungsempfehlungen. Vielmehr bietet er die Grundlagen für wissenschaftsbasierte politische Entscheidungen.v

Zusammensetzung, Organisation und Finanzierung des Weltklimarats

Für den Weltklimarat arbeiten Tausende Wissenschaftler aus der ganzen Welt als Autoren und Gutachter. Sie arbeiten ehrenamtlich oder werden von ihren Instituten für ihre Arbeit an den Sachstandsberichten freigestellt.

Die umfangreiche Arbeit bedarf der Koordination und der Finanzierung. So gibt es einen Vorstand, ein Exekutivkomitee, drei Arbeitsgruppen und eine Projektgruppe. Zudem sind Regierungen von 195 UN-Mitgliedstaaten Teil des Weltklimarats. Zusätzlich sind rund 170 weitere UN-Institutionen und internationale Organisationen als Beobachterinnen zugelassen.

Etwa zweimal jährlich kommen die Regierungsdelegationen der Mitgliedstaaten, Vertreter der Beobachterorganisationen und Hunderte Klimawissenschaftler zum Plenum zusammen. Das Plenum entscheidet über Managementangelegenheiten, Verfahrensregeln und das Arbeitsprogramm. Es wählt für jeden Berichtszyklus einen wissenschaftlichen Vorstand und verabschiedet fertige Berichte.

Die Regierungen der Mitgliedstaaten haben in der Regel eine nationale Weltklimarat-Kontaktstelle (oder: Koordinierungsstelle) benannt. In Deutschland ist das Auswärtige Amt (AA) zuständig, in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). vi Die nationalen Kontaktstellen dienen Wissenschaft, Regierung, Behörden, Medien und Öffentlichkeit als Ansprechpartnerinnen.vii

Das Geld für die Arbeit des Weltklimarats steuern die Mitgliedsstaaten und -organisationen bei – allerdings freiwillig. Tatsächlich tragen nur 20 % der Mitgliedstaaten, dazu die Europäische Union, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Weltorganisation für Meteorologie, die finanzielle Hauptlast.viii

Die Verfahrensweise bei der Erstellung der Berichte

Für jedes Kapitel der Sachstandsberichte wird ein Autorenteam zusammengestellt. Dazu nominieren Regierungen und Beobachterorganisationen Kandidaten, aus denen der Vorstand auswählt. Wichtigstes Kriterium ist dabei die wissenschaftliche Expertise. Darüber hinaus sollen die Mitglieder der Autorenteams unterschiedliche fachliche Zugänge zum Thema haben. Außerdem müssen verschiedene Weltregionen und Geschlechter vertreten sein, so dass die Zusammensetzung der Teams ausgewogen ist.ix

Seitens der Kritiker wird aber der Vorwurf laut, dass die Autoren der Berichte des Weltklimarats von den einzelnen nationalen Weltklimarat-Gremien in einem nichttransparenten Verfahren politisch ausgewählt würden. Kritiker des „Klimaalarms“ bekämen daher keine Chance, an der Erstellung der Berichte mitzuwirken, weil sie vorher aussortiert würden.x

Inwiefern dieser Vorwurf richtig ist, kann sicherlich nur von Insidern beantwortet werden. Grundsätzlich hat aber die Auswahl der Autoren mit Macht zu tun. Die Berichte des Weltklimarats sind als wissenschaftliche Grundlage für politische Entscheidungen gedacht. Damit haben sie politischen Einfluss. „Wissenschaft“ ist im Normalfall keine Angelegenheit, in der Konsens herrscht. Vielmehr ist oftmals umstritten, was wissenschaftlich richtig ist. Allerdings kann im Hinblick auf bestimmte Punkte weit gehender Konsens herrschen. Sobald dies der Fall ist, können abweichende Positionen als „unwissenschaftlich“ abgelehnt werden. Den Vertretern der abweichenden Positionen wird dann verwehrt, weiterhin einflussreich zu wirken. Im Fall des Klimarates ist der weit gehende Konsens, dass im Wesentlichen Spurengase für die Klimaerwärmung verantwortlich, also „Treibhausgase“ sind. Wer eine andere Position vertritt, wird als Autor eines Berichts nicht mehr in Betracht gezogen.

Laut der deutschen Koordinierungsstelle des Weltklimarats arbeite das Autorenteam konsensorientiert, müsse sich also auf die Darstellung und wissenschaftliche Bewertung des Sachstands einigen. Konträre Ansichten, Wissenslücken und Unsicherheiten würden im Bericht klar dargestellt.xi

Die Berichte des Weltklimarats durchlaufen mehrere Begutachtungsrunden, bevor sie veröffentlicht werden. Gutachter kann jeder werden, der in einem klimawissenschaftlichen Bereich publiziert hat. Aber auch die Begutachtung verlaufe, so die Kritiker, voreingenommen. Die meisten kritischen Gutachterhinweise würden ignoriert, sodass ein effektiver Dialog zwischen Berichtsautoren und Gutachtern nicht möglich sei. Auch dieser Vorwurf lässt die Forderung der Minderheit erkennen, nicht bestimmte Sichtweisen als „unwissenschaftlich“ auszugrenzen, sondern ebenfalls zu berücksichtigen.xii

Als letzten Schritt der Berichtserstellung wird die Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung (Summary for Policymakers, SPM) auf einer mehrtägigen Plenarsitzung mühsam Satz für Satz von den Regierungen der Mitgliedstaaten verabschiedet.xiii

i Vgl. https://sns.uba.de/chronik/de/concepts/t-1161bc99_1521f2d78fa_38c5.html (aufgerufen am 14.07.2023).

ii Vgl. https://villach.at/VillachPortal/media/Downloads/Landingpages/Natur%20und%20Umwelt/210122_Deko-Banner_Jill-Jager_07.pdf (aufgerufen am 14.07.2023).

iii Den Begriff „Klimaalarm“ verwendet Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning, Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten, München, 4. Aufl. 2020, 267-268. Werner Kirstein, Klimawandel – Realität, Irrtum oder Lüge? Menschen zwischen Wissen und Glauben, Schönberg 2020, 93-100 spricht von „Katastrophen-Propaganda“ und Uli Weber, Klima-Mord: Der atmosphärische Treibhauseffekt hat ein Alibi, Norderstedt 2017, 76-79 von einer „Werbeagentur für die globale Dekarbonisierung“.

iv Vgl. https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-der-ipcc-ist-eine-politische-organisation (aufgerufen am 14.07.2023).

v Vgl. https://www.de-ipcc.de/119.php (aufgerufen am 14.07.2023).

vi Vgl. https://www.de-ipcc.de/230.php (aufgerufen am 14.07.2023).

vii Vgl. https://www.de-ipcc.de/209.php (aufgerufen am 14.07.2023).

viii Vgl. https://www.de-ipcc.de/230.php (jeweils aufgerufen am 14.07.2023).

ix Vgl. https://www.de-ipcc.de/226.php (aufgerufen am 14.07.2023).

x So Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning, Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten, München, 4. Aufl. 2020, 267.

xi Vgl. Vgl. https://www.de-ipcc.de/226.php (aufgerufen am 14.07.2023).

xii Vgl. Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning, Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten, München, 4. Aufl. 2020, 268.

xiii Vgl. https://www.de-ipcc.de/226.php (aufgerufen am 14.07.2023).