In vielen Fällen bestehen Gruppen aus verschiedenen (biologischen) Geschlechtern. Beim Schreiben stellt sich die Frage, ob man die verschiedenen (biologischen) Geschlechter sichtbar machen soll und – falls ja – welches der beste Weg ist. Lange Zeit war das generische Maskulinum üblich. Mit dem Aufkommen des Feminismus wurde zunehmend kritisiert, dass es Frauen unsichtbar macht. Es kamen verschiedene Schreibweisen auf, die Frauen sichtbar machen: Schrägstrich, Klammer, Binnen-I und die getrennte Nennung der männlichen und weiblichen Form von Personengruppen. Andere geschlechtliche Identitäten als Mann und Frau blieben jedoch außen vor. Daher wurden die Genderzeichen Sternchen, statischer Unterstrich und Doppelpunkt eingeführt. Diese geben der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten Ausdruck. Ihre Verwendung ist jedoch unter sprachlichen Gesichtspunkten problematisch. Als Alternative kommen geschlechtsneutrale Formulierungen infrage, die jedoch die Gefahr einer abstrakten und leblosen Sprache bergen.

Generisches Maskulinum

Lange Zeit war das generische Maskulinum üblich. Die männliche Bezeichnung wird als allgemeiner Oberbegriff („generisch“) verwendet, auch wenn die angesprochene Personengruppe alle Geschlechter mit einschließt. Bei der Verwendung des generischen Maskulinums kann darauf hingewiesen werden, dass auch die anderen Geschlechter „mitgemeint“ sind. Besser wäre allerdings der Hinweis, dass alle Geschlechter gleichermaßen gemeint sind, denn es sind ja nicht in erster Linie die Männer gemeint und nur ganz am Rande die Frauen und Diversen.

Zur Rechtfertigung der Verwendung des generischen Maskulinums wird vorgebracht, dass das generische Maskulinum nur das grammatische Geschlecht anzeige. Dieses sei männlich. Da das generische Maskulinum ein Oberbegriff sei, zeige es das biologische Geschlecht nicht an. Wenn also von „Lehrern“ die Rede ist, dann seien – sofern es nicht ausschließlich um männliche Lehrer geht – männliche, weibliche und diverse Menschen gemeint, die den Lehrerberuf ausüben.

So richtig dies ist, bleibt jedoch ein Problem: Viele Frauen und Diverse fühlen sich nicht berücksichtigt, fühlen sich ausgeschlossen. Sprache präge die Lebenswirklichkeit, wird argumentiert. Männerzentrierte Sprache zementiere eine männerzentrierte Gesellschaft. Dies werde der notwendigen Gleichberechtigung von Männern, Frauen und Diversen nicht gerecht. Mit dem Erstarken des Feminismus und der Queer-Bewegung wurde zunehmend eingefordert, dass Sprache Männer, Frauen und Diverse gleichermaßen sichtbar machen müsse.i

Sprachliche Berücksichtigung von Frauen

Der Anfang der „geschlechtergerechten Sprache“ liegt in den 1960er Jahren. Feministinnen setzten sich dafür ein, dass Frauen in der Sprache sichtbar gemacht werden. Der erste Schritt war der Schrägstrich. Statt von „Lehrern“ war nun von „Lehrer/innen“ die Rede. Allerdings stieß schon diese erste Gender-Schreibweise auf Widerstand. So kritisierten Feministinnen die Unterordnung von Frauen durch das nebensächliche Mit-Gemeint-Werden. Die Frau sollte mehr als ein Anhang sein. Die gleiche Kritik wurde gegenüber der Klammer angebracht, bei der die Schreibweise „Lehrer(innen)“ statt „Lehrer“ ist.

Ab den späten 1970er Jahren boomte die „geschlechtergerechte Sprache“. Von verschiedenen Ämtern und Institutionen wurden dazu Richtlinien herausgegeben. Dazu gehören die beiden UNESCO-Richtlinien „Guidelines for gender-inclusive language in English“ und „Eine Sprache für beide Geschlechter – Richtlinien für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch“ von 1987 bzw. 1993ii. Dabei gestaltet sich die „geschlechtergerechte Sprache“ im Englischen leichter als im Deutschen. So haben die meisten englischen Personenbezeichnungen kein grammatisches Geschlecht. „Teacher“ und „president“ können also männliche, weibliche oder diverse Personen meinen. Anders im Deutschen: „Der Lehrer“ lässt an einen männlichen Lehrer denken. Das generische Maskulinum besagt aber, dass „der Lehrer“ männlich, weiblich oder divers sein kann. Anders bei der weiblichen Form „die Lehrerin“: „Die Lehrerin“ ist stets eine Frau.

Die UNESCO-Richtlinie „Eine Sprache für beide Geschlechter – Richtlinien für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch“ nennt zwei Prinzipien: Das Prinzip der sprachlichen Sichtbarmachung besage, dass dort, wo von Frauen die Rede ist, dies sprachlich auch zum Ausdruck kommen muss. Dies sei beispielsweise bei „Lehrerin“ der Fall. Das Prinzip der sprachlichen Symmetrie besagt, dass dort, wo von Frauen und Männern die Rede ist, beide gleich zu behandeln sind. Demnach solle also nicht von „Lehrern“, sondern von „Lehrerinnen und Lehrern“ gesprochen werden.

Die nächste Gender-Variante erfand ein Journalist: Christoph Busch verwendete im Jahr 1981 erstmals das Binnen-I als eine Verkürzung der Schreibweise mit Schrägstrich. So wurden aus „Lehrer/innen“ „LehrerInnen“. Zwei Jahre später übernahmen die ersten Zeitungen die neue Schreibweise, allen voran die taz.

Sprachliche Berücksichtigung von Diversen

Doch bald kam auch gegenüber dem Binnen-I Kritik auf: Es handele sich um eine Verhunzung der Sprache. Außerdem ignoriere es die geschlechtliche Vielfalt außerhalb des Mann-Frau-Schemas. Menschen, die sich weder (eindeutig) als Mann oder Frau verstehen, blieben außen vor. Letzterer Kritikpunkt gilt auch für alle anderen Schreibweisen, die zwar Männer und Frauen einbeziehen, nicht aber diverse Menschen.

Folglich mussten Schreibweisen gefunden werden, die auch Diverse einbeziehen. Drei Schreibweisen kamen auf, bei denen die Genderzeichen Sternchen, statischer Unterstrich und Doppelpunkt verwendet werden. Das Gender-Sternchen, englisch „Gender-Star“ („Lehrer*innen“), der englisch als „Gender-Gap“ bezeichnete statische Unterstrich („Lehrer_innen“) und Gender-Doppelpunkt („Lehrer:innen“), Die vielen Zacken des Gender-Sternchens machen die Vielzahl der geschlechtlichen Identitäten besonders gut deutlich. Deswegen wird er von der Queer-Bewegung favorisiert. Das Gender-Sternchen ist das am häufigsten verwendete Genderzeichen. Der statische Unterstrich erzeugt eine Leerstelle, die zu erkennen gibt, dass es neben Mann und Frau noch weitere geschlechtliche Identitäten gibt. Bei ihr wird auch eher als bei dem Sternchen die gewünschte kurze Pause gemacht. Und der Doppelpunkt hat gegenüber dem Gender-Sternchen den Vorteil, dass er auf der Tastatur leichter zu finden ist. Auch gilt er im Gegensatz zum Genderstern als barrierefrei. Deswegen wird er in jüngster Zeit verstärkt anstelle des Gender-Sternchens verwendet.

Trotz des unzweifelhaften Vorteils der Abbildung aller geschlechtlichen Identitäten sind auch die Genderzeichen Kritik ausgesetzt. Ihre Verwendung ist kompliziert und führt in manchen Fällen zu falscher Sprache. Außerdem sind sie kaum mit leichter Sprache vereinbar. Menschen, die leseschwach oder sehbehindert sind, werden mit zusätzlichen Verständnisschwierigkeiten konfrontiert.

Geschlechtsneutrale Formulierungen

Diese Kritikpunkte lassen geschlechtsneutrale Formulierungen ratsam erscheinen. Man kann mit der Substantivierung von Partizipien und Adjektiven arbeiten („Lehrende“), Umschreibungen und Ableitungen auf „-ung“, „-ium“, „-kraft“ oder „-schaft“ suchen („Lehrerschaft“) oder geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen („das stimmberechtigte Mitglied“ statt „der Stimmberechtigte“) verwenden.

Aber auch geschlechtsneutrale Formulierungen haben ihre Nachteile: „Lehrer“ ist eine Berufsbezeichnung, wogegen „Lehrende“ Lehrpersonen sind, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt beispielsweise an der Tafel stehen und lehren. Auch geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen treffen nicht immer die Bedeutung des ersetzten Wortes. Und Substantivierungen führen zu einer abstrakten, leblosen Sprache.

Damit wären wir bei dem zentralen Problem: Geschlechtergerechtigkeit ist gut und wichtig, wird jedoch mit sprachlichen Nachteilen erkauft. Das gilt für alle Formen „geschlechtergerechter Sprache“.iii

iVgl. Bundesverband der Kommunikatoren e. V. [Hrsg.], Kompendium Gendersensible Sprache. Strategien zum fairen Formulieren, Berlin 2020, 12. Gabriele Diewald, Anja Steinhauer, Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verständlich schreiben, Berlin 2017, 26-29 sprechen von einer „Gebrauchsgewohnheit“ und legen die Gründe dar, weshalb das „generische Maskulinum“ in Verruf gekommen sei.

iiDeutsche UNESCO-Kommission [Hrsg.], Eine Sprache für beide Geschlechter – Richtlinien für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch, Bonn 1993; UNESCO [Hrsg.], Guidelines for gender-inclusive language in English, 1987.

iiiZur Geschichte der „geschlechtergerechten Sprache“ siehe www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/gendersternchen-co-eine-kurze-geschichte-der-gendergerechten-sprache (aufgerufen am 10.08.2022). Ein Überblick über die verschiedenen Formen des Genderns findet sich in Stadt Freiburg i. Br., Geschäftsstelle Gender & Diversity [Hrsg.], Gender & Diversity in Wort und Bild, 3., neu überarb. Aufl., Freiburg i. Br. 2019; Lucia Clara Rocktäschel, Richtig gendern für dummies, Weinheim 2021, 55-100. Die Nachteile der verschiedenen Formen des Genderns führt Tomas Kubelik, Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache, Halle 2013, 80-102 auf. Tipps zum verständlichen Gendern geben Christine Olderdissen, Genderleicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt, Berlin 2021 und www.genderleicht.de (aufgerufen am 10.08.2022).