Es ist zwischen operativem (oder: chirurgischem; instrumentellem) Schwangerschaftsabbruch und medikamentösem Schwangerschaftsabbruch zu unterscheiden. Die Absaugmethode und Ausschabmethode sind operativ, die Abtreibungspille Mifegyne® und weitere zum Schwangerschaftsabbruch führende Mittel sind medikamentös.
Welches Verfahren gewählt wird, hängt vom Schwangerschaftszeitpunkt, dem Gesundheitszustand der Frau und des Ungeborenen, aber auch von den persönlichen Wünschen der Schwangeren ab.
Die „Pille danach“ zählt nicht zu den Abtreibungsmitteln, denn sie wird verwendet, bevor sich die Blastozyste in der Gebärmutter eingenistet hat. Sie wird als ein Verhütungsmittel angesehen, allerdings als eines, das nur im Notfall verwendet werden sollte.
Beim Argumentieren sollte bedacht werden, dass es sich bei dem Schwangerschaftsabbruch um die Tötung von ungeborenem Leben handelt. Auch wenn es sich um einen Routineeingriff handelt, der für die Frau ein überschaubares Risiko birgt, handelt es sich im Hinblick auf das Ungeborene um ein grausames Geschehen.
Absaugmethode (auch Vakuumapiration oder Saug-Kürettage/Saug-Curettage genannt)
Im Jahr 2020 wurden laut der Statistik für Schwangerschaftsabbrüche vom Statistischen Bundesamt (Destatis) 55 % der Schwangerschaftsabbrüche mit der Absaugmethode durchgeführt. Es handelt sich also um die häufigste Methode.i
Bei der Absaugmethode wird ein schmales, steriles Röhrchen durch Scheide und den vorher vorsichtig gedehnten Gebärmutterhals eingeführt. Durch das in der Gebärmutterhöhle liegende Röhrchen werden die Gebärmutterschleimhaut und die Fruchtblase mitsamt dem durch den Sog in zerrissenen Embryo bzw. Fötus abgesaugt.
Vor dem Eingriff wird mittels Ultraschall die Lage von Gebärmutter und ungeborenem Kind und außerdem die Größe des ungeborenen Kindes bestimmt. Nach dem Eingriff erfolgt eine weitere Ultraschalluntersuchung um sicher zu gehen, dass keine Gewebereste zurück geblieben sind, welche unter Umständen zu Blutungen oder Infektionen führen können. Falls nicht alle Gewebereste entfernt werden konnten, muss möglicherweise eine zweite Absaugung oder eine Ausschabung erfolgen.
Der Eingriff, der etwa 5-10 Minuten dauert, wird unter örtlicher Betäubung entweder ambulant in einer Praxis oder im Krankenhaus durchgeführt, wobei auch eine Vollnarkose möglich ist. Diese Methode zieht körperliche Beschwerden nach sich, die zwar unangenehm, aber auszuhalten sind: Blutungen und Unterleibsschmerzen durch das Zusammenziehen der Gebärmutter. Die Blutungen aus der Scheide sollten nach spätestens 10–12 Tagen vollständig aufhören.
In der Regel verläuft der Schwangerschaftsabbruch mittels der Absaugmethode ohne Komplikationen, sofern er von geschultem Personal durchgeführt wird.
Ausschabung (auch Kürettage/Curettage genannt)
Bei einer Ausschabung wird die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut im Bereich der Gebärmutterhöhle und/oder des Gebärmutterhalses abgetragen. Dafür wird eine Art scharfer Löffel, der als Kürette/Curette bezeichnet wird, verwendet. Abhängig von der Größe wird das Ungeborene bei diesem Vorgang zerteilt. In den meisten Fällen erfolgt eine Gebärmutter-Ausschabung unter einer Vollnarkose. Wird nur Gewebe aus dem Gebärmutterhals und nicht aus der -höhle entfernt, verabreicht der Arzt meist nur eine örtliche Betäubung.
Die Ausschabung zählt in der Regel zu den komplikationslosen gynäkologischen Operationen und stellt einen Routineeingriff dar. Für den Organismus kein ungewöhnlicher Prozess. Schließlich wird die Schleimhaut auch natürlicherweise jeden Monat in Form der Menstruationsblutung vom Körper abgestoßen und anschließend bis zur nächsten Regelblutung wieder aufgebaut. Auch die Ausschabung dauert in der Regel nicht mehr als 15 Minuten.
Dennoch ist auch die Ausschabung nicht komplett risikofrei. Da die Gebärmutter allgemein ein gut durchblutetes Organ ist, stellen starke Blutungen ein hohes Risiko dar. Auch Wundheilungsstörungen, sowie Infektionen oder gar allergische Reaktionen in Form von Hautausschlägen, Schwindel, Erbrechen oder gar Schwellungen können vorkommen. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass während der Ausschabung benachbarte Organe verletzt oder im schlimmsten Falle durchstoßen werden. Auch leichte Nachblutungen sowie Schmerzen oder Veränderungen des Zyklus, können zu den Folgen der Ausschabung zählen.ii
Abtreibungspille
Bei einem Schwangerschaftsabbruch durch Medikamente wird meist das Präparat Mifegyne® (früher unter dem Namen RU486 bekannt) verwendet. Es ist nicht in Apotheken erhältlich, sondern wird nur von der behandelnden Ärztin bzw. von dem behandelnden Arzt in einer Praxis oder auch im Krankenhaus direkt an die Frau, die eine Abtreibung vornehmen lassen möchte, ausgehändigt. Sie muss die Pille auch unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Der in der Abtreibungspille enthaltene Wirkstoff Mifepriston führt dazu, dass sich der Muttermund öffnet und die Gebärmutterschleimhaut und der Fruchtsack sich ablösen. Nach der ersten Einnahme des Medikaments darf die Schwangere die Arztpraxis erst einmal wieder verlassen.
Bei einigen Frauen setzt bereits einen Tag später eine menstruationsähnliche Blutung ein, die bis zu 14 Tage anhalten kann. Nach 36 bis 48 Stunden erhält die Schwangere in der Praxis von der Frauenärztin bzw. dem Frauenarzt ein weiteres Medikament in Form von Tabletten oder Zäpfchen, sogenannte Prostaglandine. Diese Hormone sorgen dafür, dass die Gebärmutter sich zusammenzieht und Schleimhaut und gestorbener Embryo ausgestoßen werden.
Gewöhnlich führt die medikamentöse Methode zu einem vollständigen Schwangerschaftsabbruch. Falls das nicht der Fall ist, muss zusätzlich ein operativer Eingriff erfolgen.
Eine Abtreibung mit Mifegyne® kann neben den einsetzenden Blutungen verschiedene weitere Nebenwirkungen haben: Unterleibsschmerzen, Krämpfe, stärkere Blutungen, Infektionen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Kreislaufprobleme mit Zittern und Hitzeempfinden. Für den Körper der Schwangeren ist diese Methode dennoch schonender als die operativen Eingriffe. Allerdings ist er psychisch belastender, denn es handelt sich um einen recht langwierigen Vorgang, den die Frau in allen Phasen bewusst miterlebt.iii
Prostaglandin-Methode, Kalium-Chlorid-Methode und Kaiserschnitt bei Spätabtreibungen
Wenn die Gesundheit der Schwangeren durch die Fortsetzung der Schwangerschaft gefährdet wäre, ist ein Schwangerschaftsabbruch auch nach der 12. Woche der Schwangerschaft möglich. Dabei werden drei Methoden angewandt:
Bei der Prostaglandin-Methode verwendet die Schwangere Prostaglandin-Tabletten, um durch die Hormone künstliche Wehen auszulösen und eine Fehlgeburt einzuleiten. Nachdem der tote Embryo aus der Gebärmutter ausgestoßen wurde, wird unter Vollnarkose eine Ausschabung durchgeführt, um die verbleibenden Gewebereste zu entfernen. Der gesamte Vorgang dauert 10-24 Stunden.
Ist das ungeborene Kind nach der 20. Schwangerschaftswoche überlebensfähig, wird es zunächst getötet. Dies geschieht, indem in das Herz des ungeborenen Kindes eine Kaliumchlorid-Lösung gespritzt wird, die zum Herzstillstand führt. Anschließend wird mit Medikamenten die Geburt eingeleitet.
Ein Kaiserschnitt als Abtreibungsmethode wird heute nur noch angewandt, wenn es bei der eingeleiteten Fehlgeburt zu Problemen kommt. Wie bei einem normalen Kaiserschnitt wird die Gebärmutter der Schwangeren chirurgisch geöffnet und das Kind aus der Gebärmutterhöhle gehoben.iv
i Zu den Abtreibungszahlen siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/256429/umfrage/schwangerschaftsabbrueche-in-deutschland-nach-methode/#statisticContainer (aufgerufen am 28.02.2022).
ii Speziell über die Ausschabung informieren https://www.frauenaerzte-im-netz.de/diagnostik/ausschabung-der-gebaermutter-abrasio-kuerettage/ (aufgerufen am 28.02.2022); https://www.praktischarzt.de/behandlung/ausschabung-abrasio-kuerettage/ (aufgerufen am 28.02.2022).
iii Speziell über die Abtreibungspille Mifegyne® informiert https://www.profemina.org/de-de/abtreibung/abtreibungspille-mifegyne (aufgerufen am 28.02.2022).
iv Zu den verschiedenen Abtreibungsmethoden siehe https://www.abtreibung.de/methoden-absaugmethode-ausschabung-spaetabtreibung/abbruchmethoden/; https://www.apotheken.de/krankheiten/hintergrundwissen/10487-methoden-des-schwangerschaftsabbruchs; https://awo-schwanger.de/schwangerschaftsabbruch/abtreibungsmethoden-abtreibung-ablauf/; https://doctorsforchoice.de/unsere-arbeit/information/schwangerschaftsabbruch/methoden/; https://www.eltern.de/abtreibung#vorgang-und-kosten-der-operativen-abtreibung; https://schwangerschaftszeit.de/abtreibungsmethoden/ (jeweils aufgerufen am 28.02.2022). Ausführlich mit dem sicheren Schwangerschaftsabbruch einschließlich den Abtreibungsmethoden befasst sich Weltgesundheitsorganisation (WHO), Handbuch für die klinische Praxis zum sicheren Schwangerschaftsabbruch, Genf 2014.