Verhütung spielt bei der Vermeidung ungewollter Schwangerschaften eine große Rolle. Dabei gibt es eine große Anzahl an verschiedenen Verhütungsmittel. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Art und Anwendung, sondern auch im Hinblick auf die Sicherheit. Einen hundertprozentigen Schutz kann jedoch kein Verhütungsmittel bieten. Erstens haben die Verhütungsmittel einen unterschiedlichen Wirkungsgrad, zweitens kann es bei jedem Verhütungsmittel zu einer Panne kommen.i
Natürliche Schwangerschaftsverhütung
Zu den natürlichen Methoden der Verhütung gehören die Temperaturmethode, die Schleimstrukturmethode, die Kalender- oder Knaus-Ogino-Methode sowie der Koitus Interruptus. Sie haben den Vorteil, dass vor dem Geschlechtsverkehr keine Vorbereitungen getroffen werden müssen und keine Nebenwirkungen zu befürchten sind. Allerdings verlangen sie von den Partnern sehr viel Disziplin, einen recht großen Zeitaufwand, ein gutes Körpergefühl und regelmäßige Zyklen. Selbst wenn jeden Tag sorgfältig die Temperatur gemessen, der Schleim vom Gebärmutterhals entnommen oder der Menstruationskalender geführt wird, bleiben Unsicherheiten. Insofern sind sie nur bedingt für die Schwangerschaftsverhütung zu empfehlen. Das gilt insbesondere auch für den Koitus Interruptus, bei dem der Mann vor dem Samenerguss seinen Penis aus der Scheide der Frau zieht. Bereits vor dem Samenerguss können nämlich geringe Mengen von Flüssigkeit mit befruchtungsfähigem Samen abgehen.ii
Barrieremethoden
Barrieremethoden verhindern das Zusammentreffen von männlichen Samenzellen und weiblicher Eizelle. Zu ihnen gehören die Verwendung von (Männer- oder Frauen-)Kondom, Diaphragma, Kupferspirale, Kupferkette und Kupferball. Kondome sind vergleichsweise sicher, nur wenige weisen Qualitätsmängel auf. Allerdings besteht die Gefahr von Anwendungsfehlern. Das Diaphragma ist eine zuverlässige Verhütungsmethode, sofern es richtig angewandt und angepasst wird. Kupfersysteme sind ebenfalls vergleichsweise sicher, allerdings können sie die Blutungen verlängern oder verstärken und bergen die Gefahr von Entzündungen der Gebärmutter.iii
Chemische Verhütungsmittel
Chemische Verhütungsmittel werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Sie enthalten Spermizide, also Stoffe, die die Samenzellen abtöten oder zumindest deren Fortbewegungsmöglichkeit hemmen. Es gibt sie in Form von Zäpfchen (Ovula), Tabletten, Verhütungsgels oder -cremes. Die Wirkstoffe, die den Samen abtöten, reichen allerdings nur für einen Samenerguss aus. Weil die alleinige Anwendung von chemischen Verhütungsmitteln sehr unsicher ist, sollten sie nur in Verbindung mit einem Diaphragma verwendet werden.
Hormonelle Schwangerschaftsverhütung
Hormonelle Verhütungsmethoden verhindern eine Schwangerschaft mithilfe bestimmter Hormone, die so auch natürlicherweise im Körper vorkommen oder künstlich hergestellt sind und ähnlich wirken wie körpereigene Hormone. Frauen bilden in ihren Eierstöcken die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron. Diese beiden Hormone steuern gemeinsam den Menstruationszyklus und andere Vorgänge, die für eine Empfängnis wichtig sind. Hormonelle Verhütungsmittel wirken so auf den Körper, dass eine Befruchtung der Eizelle verhindert wird.
Zu den hormonellen Verhütungsmitteln gehören die Pille (Antibabypille, Ovulationshemmer), die Minipille, der Verhütungsring, die Dreimonatsspritze, die Hormonspirale und das Verhütungsstäbchen (Implanon). Ihr Vorteil ist, dass sie vergleichsweise sicher verhüten. Allerdings müssen sie regelmäßig angewendet werden, auch in Zeiten sexueller Enthaltung. Anwendungsfehler können auch bei der Pille zu einer ungewollten Schwangerschaft führen.
Die Dreimonatsspritze, der Hormonspirale und das Verhütungsstäbchen gehören zu den Langzeitverhütungsmitteln, die über einen Zeitraum von drei Monaten bis zu mehreren Jahren wirken.iv
Hormonelle Verhütungsmittel können zu körperlichen Beeinträchtigungen wie Akne, Schwindel, Bauch- oder Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression oder geringerer sexueller Lust führen. In seltenen Fällen können auch schwere Nebenwirkungen wie Ödeme, tiefe Beinvenenthrombosen oder Thromboembolien (z.B. Lungenembolie, Herzinfarkt) auftreten.
Notfallverhütung
Bei Verhütungspannen oder erzwungenem Geschlechtsverkehr kann eine Notfallverhütung mittels der „Pille danach“ oder „Spirale danach“ nötig werden. Die „Pille danach“ muss so schnell wie möglich eingenommen werden, nämlich vor dem Eisprung, damit sie noch wirkt: Die „Pille danach“ verschiebt den Eisprung nach hinten, so dass die Spermien absterben, bevor sie eine Eizelle befruchten können. Auf diese Weise lässt sich eine ungewollte Schwangerschaft verhindern.v
Bei der „Spirale danach“ handelt es sich um eine herkömmliche Kupferspirale, die nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr in die Gebärmutter eingesetzt wird. Die Einlage muss durch einen Frauenarzt bis spätestens fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen. „Die Spirale danach“ kann anschließend auch in der Gebärmutter gelassen und zu einer längerfristigen Verhütung weitergenutzt werden. Bei der „Spirale danach“ handelt es sich um die effektivste Methode der Notfallverhütung.vi
i Dass ein Großteil der ungewollten Schwangerschaften auf Verhütungspannen zurückzuführen ist, macht Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [Hrsg.], Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen (Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung), 4. aktualisierte Aufl., Köln 2009, 4-7 deutlich. Zur Zuverlässigkeit der einzelnen Verhütungsmethoden anhand des Pearl-Index dargestellt siehe https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index/ (aufgerufen am 16.02.2022).
ii Vgl. https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Verhuetung_Verhuetungsmethoden/Natuerliche_Verhuetung/; https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/partnerschaft-familie/sexualitaet/natuerliche-verhuetung-ia (jeweils aufgerufen am 16.02.2022).
iii Zur Sicherheit von Kondomen siehe https://www.test.de/Kondome-Fast-schon-perfekt-1765421-0/ (aufgerufen am 16.02.2022).
iv Zur hormonellen Verhütung siehe https://www.apotheken.de/krankheiten/hintergrundwissen/4856-hormonelle-verhuetung-was-ist-das; https://www.onmeda.de/gesundheit/verhuetung/hormonelle-verhuetung-id202463/ (jeweils aufgerufen am 16.02.2022). Zum rückwärtigen Trend bei der hormonellen Verhütung siehe Berufsverband der Frauenärzte (BVF), Verhütung ohne Hormone – möglich, sinnvoll, notwendig? (Pressemitteilung)
v Vgl. https://www.pille-danach.de/ (aufgerufen am 16.02.2022).
vi Vgl. https://www.zavamed.com/de/spirale-danach.html (aufgerufen am 16.02.2022).