Der Klimawandel bzw. die Klimaerwärmung ist in aller Munde. Bei der Diskussion um die Frage, ob sich das Klima wirklich wandelt bzw. erwärmt, werden in sozialen Medien gerne Wettervorhersagen aus verschiedenen Nachrichtensendungen nebeneinander gestellt. Das sieht dann beispielsweise so aus: Es wird die Wetterkarte Deutschlands eines Tages im April 2022 mit dem gleichen Tag im April 2002 verglichen. Ist die Temperatur an diesem Tag im Jahr 2022 deutlich wärmer gewesen als im Jahr 2002, dann heißt es: „Seht her, wir haben eine dramatische Klimaerwärmung.“ Ist die Temperatur an diesem Tag im Jahr 2022 deutlich kälter gewesen als im Jahr 2002, dann heißt es: „Das ganze Gerede von Klimaerwärmung ist Lug und Trug.“ Beide Schlussfolgerungen sind jedoch falsch.

Ein Vergleich zweier Wetterkarten des gleichen Tages in zwei verschiedenen Jahren sagt nichts über Veränderungen des Klimas aus. Wie das Wort „Wetterkarte“ schon sagt, geht es in einer Wetterkarte nicht um das Klima, sondern um das Wetter. Insofern lässt sich nur das Wetter an zwei verschiedenen Tagen miteinander vergleichen. Und es kann die Aussage getroffen werden, dass es an dem betreffenden Tag im Jahr 2022 wärmer war als am gleichen Tag im Jahr 2002, oder kälter oder gleich kalt oder warm. Das Klima bezieht sich auf einen viel längeren Zeitraum als einen Tag, wobei im Normalfall 30 Jahre zugrunde gelegt werden.

Wetter

Die Rede vom „Wetter“ ist uns am geläufigsten: Schauen wir aus dem Fenster und sehen, dass es in Strömen regnet, dann sagen wir, dass das Wetter heute „schlecht“ sei. Scheint die Sonne, dann ist von „gutem“ Wetter die Rede. Oder wir sagen, dass es heute warm ist, oder kalt. In den Nachrichten wird stets nur das Wetter des kommenden Tags und vielleicht noch von den darauf folgenden Tagen vorhergesagt. Eine Vorhersage des Wetters der kommenden Wochen oder Monate erfolgt nicht. Sie ist also auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum begrenzt, allein schon deswegen, weil sich über längere Zeiträume das Wetter nicht verlässlich vorhersagen lässt.

Offensichtlich ist also, dass sich „Wetter“ auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum bezieht. Doch wie wird „Wetter“ definiert? Der Deutsche Wetterdienst definiert „Wetter“ wie folgt: „Als ‚Wetter‘ wird der physikalische Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem auch kürzeren Zeitraum an einem bestimmten Ort oder in einem Gebiet bezeichnet, wie er durch die meteorologischen Elemente und ihr Zusammenwirken gekennzeichnet ist.“i Die meteorologischen Elemente (= Wetterelemente) werden aufgezählt. Es handelt sich z.B. um Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Drucktendenz, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Bewölkung (Wolken), Niederschlag und Sichtweite. Das Wettergeschehen spielt sich in den untersten 10 bis 15 Kilometern der Atmosphäre ab, die als „Troposphäre“ bezeichnet werden.ii

Witterung

„Witterung“ ist ein Begriff, der seltener auftaucht als „Wetter“. Was ist mit „Witterung“ gemeint? Laut Deutschem Wetterdienst ist die Definition wie folgt: „Als Witterung wird der allgemeine, durchschnittliche oder auch vorherrschende Charakter des Wetterablaufs eines bestimmten Zeitraums (von einigen Tagen bis zu ganzen Jahreszeiten) bezeichnet.“iii „Witterung“ bezieht sich also auf einen längeren Zeitraum als „Wetter“.

Ein gutes Beispiel für Witterung ist der Altweibersommer. Bei dem Altweibersommer handelt es sich um eine beständige frühherbstliche Hochdrucklage über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftritt und mit sommerlichen Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten einhergeht.iv Der Altweibersommer wird auch als „meteorologische Singularität“ bezeichnet. Meteorologische Singularitäten sind Witterungsregelfälle, die mit großer Wahrscheinlichkeit jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit auftreten.v

Klima

Gemäß dem Deutschen Wetterdienst ist das Klima als die Zusammenfassung der Wettererscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem mehr oder weniger großen Gebiet charakterisieren, definiert.vi In einfacheren Worten: Das Klima bezeichnet den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort über längere Zeiträume hinweg. Das Klima lässt sich also nicht direkt beobachten, sondern wird rechnerisch ermittelt. Auf Basis langfristiger Wetteraufzeichnungen wird der mehrjährige Durchschnitt von Lufttemperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer usw. berechnet.vii

Und wie lang sind die „längeren Zeiträume“? Im Allgemeinen wird ein Zeitraum von 30 Jahren zugrunde gelegt, die sogenannte Normalperiode, es sind aber durchaus auch kürzere Zeitabschnitte gebräuchlich.viii Wenn also mal über mehrere Tage oder gar Wochen eine besondere Kälte- oder Hitzeperiode auftritt, dann können wir daraus noch nicht unbedingt auf einen Klimawandel schließen. Vielmehr handelt es sich um eine ganz bestimmte Großwetterlage, für die es auch andere Gründe geben kann.

Das Klima ist nicht konstant, sondern unterliegt Schwankungen und Änderungen. Bei der Streitfrage „Kohlendioxid – Klimakiller Nr. 1?“ interessiert in erster Linie die Temperatur. Mit Änderungen der Temperatur gehen auch andere klimatische Änderungen einher. Dem Begriff „Klimakiller“ liegt die Annahme zugrunde, dass Leben nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen möglich ist. Steigt die Temperatur zu stark an, dann wird das Klima lebensfeindlich, was sich beispielsweise in extremen Wetterereignissen und in sterbenden Menschen, Tieren und Pflanzen zeigt. Streng genommen wird nicht das Klima selbst getötet („gekillt“), sondern das lebensfreundliche Klima wird zu einem lebensfeindlichen, das tötet.

i https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/begriffe/W/Wetter.html (aufgerufen am 17.04.2023).

ii Vgl. Heinz Wanner, Klima und Mensch. Eine 12‘000-jährige Geschichte, Bern, 2., aktual. u. erw. Aufl. 2020, 19.

iii https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv3=103212&lv2=102936 (aufgerufen am 17.04.2023).

iv Vgl. https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv3=100154&lv2=100072 (aufgerufen am 17.04.2023).

v Vgl. https://nachhaltig-in-graz.at/wetter-witterung-klima-wo-liegt-der-unterschied/; https://www.wetter.com/magazin/eisheilige-siebenschlaefer-schafskaelte-ueberblick-der-singularitaeten-im-wetterjahr_aid_600ffe2c2e228822e96dc264.html (jeweils aufgerufen am 17.04.2023).

vi Vgl. https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=101334&lv3=101462; https://public.wmo.int/en/our-mandate/climate (aufgerufen jeweils am 19.04.2023).

vii Vgl. https://nachhaltig-in-graz.at/wetter-witterung-klima-wo-liegt-der-unterschied/ (aufgerufen am 19.04.2023).

viii Vgl. https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=101334&lv3=101462 (aufgerufen am 19.04.2023).